Käsesommelier/e – geballtes Fachwissen oder nur PR inklusive PopUp – Aufsteller?
Gastartikel von Sandra Wienand
Was bedeutet für MICH die Ausbildung zur/m Käsesommelier/e?
Ich hatte eine vage Vorstellung, was eventuell auf mich zukommen würde, aber diese wurde tatsächlich übertroffen.
Über 2 Wochen lang Unterricht in Anfänge der Käserei, Käseherstellung von der Bewertung der Milchqualität bis hin zu mikrobakteriellen Einsatzmöglichkeiten in der Käsepflege und Reife. Auf der Spielwiese des Cheesepairings erlernte man mannigfache Kompositionen mit Wein, Spirituosen, Bier und anderen Lebensmitteln. Die Käsewelt Europas lernte man im Detail auswendig. Für mich als Historik-Freak die absolute Krönung. Dann die Prüfungen, die es in sich hatten. Ich bin der Überzeugung, dass derjenige, der sich dort durchgekämpft hat, seinen Titel mit stolz tragen soll.
Wofür habe ich die Strapazen auf mich genommen?
Ich dachte und denke, ich könnte etwas bewegen. Ich baute die Theke nur auf, schule meine Mitarbeiter und finde es faszinierend, wenn auch die Kunden das „Wissen“ aufsaugen, die Fachkompetenz würdigen und sich natürlich auch ein wirtschaftlicher Erfolg einstellt. Ich würde gerne die Käsetheke aus der „Stiefkind“-Position des Marktes herausholen. Und ich finde auch, dass das Thekenpersonal nicht die „Spielerersatzbank“ ist, wenn irgendwo Personal fehlt.
Dann habe ich den unterstehenden Artikel gelesen, mit dem ich gar nicht umgehen kann. Unterstützung benötigt jede Käsetheke. Aber wird hier nicht der Anschein geweckt, dass fundiertes Fachwissen eine Inspiration eines Marketing Direktors ist?
Ein Starterkit mit Werbemittel für Käsesorten, die qualitativ mit Sicherheit ihre Berechtigung haben und die ich selber auch genieße, soll helfen, die Nachfrage der Kundschaft zu steigern? Hat man mich nicht als Genussbotschafter ausgebildet, um auch, zum Beispiel, die Käsekultur der Sorten des geschützten Ursprungs als „Genusserlebnis“ zu kommunizieren?
Hab mich bemüht!
Ich habe mich bemüht, weitere Informationen zu finden, denn Fortbildungs-
Möglichkeiten werden ja erwähnt. Leider wurde ich nicht fündig. Es wäre super, wenn mir Informationen zukommen würden, um mich vielleicht aus der defensiven Ecke zu locken.
Wenn ich eines gelernt habe, ist es, dass Wissen „ansteckend“ist und vielleicht könnte ich diese Plattform für meine Mitarbeiter nutzen.
Ich hoffe, dass es demnächst nicht auch, unterstützt durch Marketing, den „Fleischermeister innerhalb einer Schlachtfestwoche“ geben wird. Oder „Gewinnen Sie den Weinsommelier inklusive 4 Flaschen Wein Ihrer Wahl“?
Bitte belehren Sie mich eines Besseren!
Mit freundlichen Grüßen!
Sandra Wienand
Diplomierte Käse-Sommeliére und Mitglied der Guilde Internationale des Fromagers. EDEKA Harmeling
2 Kommentare
Michael
Dem stimme ich voll und ganz zu!
Danke Sandra
Wir haben uns den Titel „Käse-Sommelier/e“ mit viel Fleiß und Arbeit verdient und sollte demnach nicht als Werbekampagne verramscht werden!
Beatrice Primus
Dipl. Käse-Sommeliere, Mitglied Guilde Internationale de Fromagers, zweifache Käse KreativAward Preisträgerin
Ganz ehrlich ein absoluter Witz, jeder Käse hat zwar seine Daseinsberechtigung, aber ein Verbund von (nennen wir das Kind beim Namen) ungeschützten nicht ursprünglichen Massenkäsesorten will uns den Meistertitel unserer Leidenschaft und Branche quasi wegnehmen und zu eigen machen?? Ich habe in deren Geplänkel rein garnichts über den WAHREN Käse Sommelier gelesen…wo ist ihr geschützter Ursprung…wo sind die dank Ihnen erhaltenen Kuhrassen die wahrscheinlich nurnoch leben, weil genau ihre Milch die Einzige ist die zur Herstellung der „ich liebe Käse (Augenroll)“ Sorten benutzt werden darf…. die Fortbildung zu einem WAHREN dipl Käse-Sommeliere bedarf viel VIEL mehr als sich auf ein paar mindere Sorten zu beschränken….ein absoluter Witz.