Schweizer Käse-Reise 2016 – Teil 2 von Raclette.de
Schweizer Käse-Reise 2016 – Teil 2
Nach einer sehr, sehr kurzen Nacht machten wir uns kurz vor sieben auf, um die Seealp-Käserei zu besichtigen. Senn und Sennerin Hans und Daniela Gmünder empfingen uns zu einem kleinen Rundgang. Wir erfuhren, dass sie bereits seit 4:30 Uhr auf den Beinen waren, um den Käse vom Vortag aus den Formen zu nehmen und in den Reifekeller zu tragen sowie den Rahm von der Abendmilch abzuschöpfen.
Die beiden verbringen mit ihren kleinen Söhnen drei Monate im Jahr auf der Alpe. Sie leben dabei auf engstem Raum in einer kleinen Hütte mit einem Wohn-, Schlafraum. Der Reifekeller liegt direkt unter dem Wohnraum, wo der Käse dann bis zum Verkauf akribisch gepflegt wird.
In der Käserei wurde wir über nähere Details zur täglichen Arbeit aufgeklärt, die für Hans oft erst um 22:00 Uhr endet. Und wir durften die Seealpchäs-Spezialitäten probieren. Mir hatte es vor allem ein kleiner, halbharter und vollfetter Bärlauch-Mutschli angetan! Besucher haben hier die Möglichkeit, den Käse direkt zu erwerben. Ansonsten sind die Erzeugnisse auf Märkten und in Läden der Region erhältlich.
Auf Wanderer, die sich auf den recht anspruchsvollen Weg zum Seealpsee machen, wartet ein besonderes Schmankerl: die Seealp-Käserei bietet seit geraumer Zeit Molkebäder an! Da bei der Käseproduktion reichlich Molke übrig bleibt, kam Hans Gmünder auf die Idee, jeden Sommermorgen ab halb elf eine Wanne voll reiner Molke für die Wanderer bereitzustellen – ein Angebot, welches gerne angenommen wird!
Nach der Besichtigung und dem Frühstück machten wir uns dann bereits um 9:00 Uhr wieder auf den Weg, um ins knapp 300 Höhenmeter tiefer gelegene Wasserauen zu unserem Bus zu wandern. An ein entspanntes Molkebad war also nicht zu denken! In Wasserauen befindet sich die Talstation der Ebenalpbahn, von wo aus wir tags zuvor unsere Wander-Käse-Exkursion gestartet hatten.
Von klein und beschaulich ging es dann über zu einem Großbetrieb – es stand die Besichtigung des Appenzeller-Reifelagers der Firma Dörig in
Urnäsch, wo wir von Geschäftsführer Urs Dörig und Christoph Holenstein, Direktor der Sortenorganisation Appenzeller Käse GmbH empfangen wurden. Hier reifen bis zu 75.000 Laibe drei bis sieben Monate bei 15 Grad Celsius. Während dieser Zeit übernehmen Pflegeroboter das Einschmieren der sieben Kilo schweren Appenzeller-Laibe mit der Geheimnis umrankten Kräutersulz. Auch bei einem Gläschen Wein wollten uns die Beiden nicht die Rezeptur verraten 😉
Urnäsch, wo wir von Geschäftsführer Urs Dörig und Christoph Holenstein, Direktor der Sortenorganisation Appenzeller Käse GmbH empfangen wurden. Hier reifen bis zu 75.000 Laibe drei bis sieben Monate bei 15 Grad Celsius. Während dieser Zeit übernehmen Pflegeroboter das Einschmieren der sieben Kilo schweren Appenzeller-Laibe mit der Geheimnis umrankten Kräutersulz. Auch bei einem Gläschen Wein wollten uns die Beiden nicht die Rezeptur verraten 😉
Nach dem Mittagessen durfte ich mich auf der anschließenden Busfahrt auf ein Wiedersehen mit Felix Schibli freuen, stand doch mit der Käserei Seiler unser Haus- und Hof-Lieferant in Sachen Raclettekäse auf dem Programm. Seit meinem letzten Besuch im Januar 2015 haben wir unsere Zusammenarbeit deutlich intensiviert – mit ein Grund, auch auf unseren Marktständen Seiler-Käse zu verköstigen.
In Sarnen angekommen empfing uns dann auch Felix Schibli zusammen mit Verwaltungsrat-Präsident Hans Rudolf Aggeler am Eingang des Höhlenlagers im Giswilerstock. Mit ein Grund für die hohe Qualität des Seiler-Raclette ist u.a. die Höhlenlagerung, die hier in einem ehemaligen Militärdepot für optimale Bedingungen sorgt. Nach dem obligatorischen Rundgang (nähere Informationen finden Sie hier) folgte dann ein ungewöhnliches am Gasgrill zubereitetes Höhlen-Raclette, bei dem wir den leckeren Seiler-Raclette nebst vollmundigem Fendant verköstigen durften!
Gut gestärkt folgte das nächste Highlight – die sehr kurvenreiche und eindrucksvolle Busfahrt in die UNESCO Biosphäre Entlebuch! Das teilweise Rücksetzen des Busses in zu engen Kurven sorgte für entsprechende Unruhe aber auch Bewunderung unseres allzeit souveränen Busfahrers!
Im Entlebuch angekommen, kamen wir aus dem Staunen nicht mehr raus! Das Auge will sich hier einfach nicht satt sehen. Eine seichte saftig grüne Hügellandschaft, die gemalt nicht schöner sein könnte, wechselt sich ab mit schroffen Felsformationen und idyllisch gelegenen Bergdörfern. Unser Tagesziel, das exponierte Seminarhotel Bramboden, bot uns dann einen 360° Blick über diese einzigartige Naturidylle. Sehr beeindruckend!
Nach der deutlich geruhsameren Nacht und einem gehaltvollen Frühstück folgte ein Abstecher ins Emmental. Ziel war die Hohgant-Käserei in Schangnau, welche sich seit 2008 auf die Entwicklung und Vermarktung innovativer Produkteneuheiten spezialisiert hat. Wir wurden von Chef-Vermarkter Thomas Vogt und Betriebsleiter Markus Aegerter begrüßt und erfuhren welch abenteuerliche Stationen zur erfolgreichen Vermarktung neuer Käsekreationen zurückgelegt wurden – ein alter, bis unters Dach mit Käse beladener Peugeot 205 spielte dabei ein zentrale Rolle!
Es war ein wirklich sehr schöner Empfang, den uns das Hohgant-Team bescherte. Die Spezialitäten waren fein zur Verköstigung drapiert und wir konnten uns von deren hervorragenden Qualitäten überzeugen. Nach dem Rundgang durch das neue Reifelager und die Käserei bildete ein sehr köstliches Käsefondue den Abschluß unserer kulinarischen Entdeckungsreise durch die Schweiz!
Mein Fazit: Allerorten sind wir auf engagierte Käsefreunde getroffen, die – alle auf ihre Art – einen wertvollen Beitrag zum Erhalt von qualitativ hochwertigen Lebensmitteln leisten. Besonders beeindruckt hat mich, dass man immer wieder auf den hohen Wert von regionalen Netzwerken gestoßen ist – ob Landwirt, Käser, Einzelhändler, Gastronomie-Betreiber oder Vermarkter, alle haben den Beitrag des jeweils anderen wertgeschätzt und seinen Beitrag zum Wohle aller anerkannt! Ergebnis sind ganz außergewöhnliche und beeindruckende Lebensmittel. Was für ein Kontrast in Zeiten von ruinösem und qualitätsvernichtendem Milch-Dumping!
Abschließend möchte ich mich nochmal ganz herzlich bei Chris Jäckle und Regina Rosner für die hervorragende Organisation bedanken – es hat mir sehr viel Freude bereitet!
Fotos: Michael Wühle, Das Käseportal
von Klaus Zweiacker
Geschäftsführer von RACLETTE.de. In der Schweiz aufgewachsen verschlug es ihn im Jugendalter ins Rheinland. Die Lust an Schweizer Käse und Raclette ist aber geblieben. Regelmäßige Schweiz-Reisen verbinden ihn noch heute mit seiner alten Heimat.